Architecture Suisse

EDITO

Edito

Illustration Automatico Studio HD.jpg

ILLUSTRATION: DEMIAN CONRAD ET MISCHA MAUCH

A SAN GOTTARDO, RINO TAMI, AIROLO, 1980 ( VOIR AS 106 | SIEHE AS 106 )

H HAUS HAFTER, FRITZ HALLER, SOLOTHURN, 1977

U VIADUC DE GRANDFEY, ROBERT MAILLART, FRIBOURG 1925-1927

E HOUSE WITH A MISSING COLUMN, CHRISTIAN KEREZ, ZÜRICH, 2010-2015

O FEUERLÖSCHERFABRIK SICLI, HEINZ ISLER & CONSTANTIN HILBERER, GENÈVE, 1969 (VOIR AS 206 | SIEHE AS 206)

K A-16 TRANSJURANE MONT RUSSELIN SUD, FLORA RUCHAT-RONCATI & RENATO SALVI, GLOVELIER 1989-98 (VOIR AS 146 | SIEHE AS 146 )

T ÜBERDACHUNG (STADTKASERNE) JÜRG CONZETT, GUIDO LAUBER, CHUR 1998

V « CASA AI POZZI» SILVIA GMÜR & RETO GMÜR , MINUSIO, 2007-11 (VOIR AS 186 | SIEHE AS 186 )

Liebe Leserinnen und Leser von AS,

Wir stellen in AS häufig Grafikdesigner vor und zeigen dabei ihre Arbeiten nicht nur im Verlagswesen, sondern auch in der Architektur, insbesondere in der Beschilderung. Die Schweiz mit ihrem sehr klaren und minimalistischen Stil ist in diesem Bereich eine Referenz. Demian Conrad vom Bieler Büro Automatico Studio zählt zu jenen wichtigen Schweizer Grafikdesignern, die Präzision und eine klar definierte und deutliche grafische Linie vertreten. Ein Grafiker von großer kultureller Kompetenz, der übrigens vor kurzem unseren Kollegen von der Zeitschrift Tracés ein neues Image zu verleihennwusste.

Im Folgenden stellen wir eine Auswahl seiner Arbeiten mit Bezug zur Architektur vor. Demian bietet uns für diese Ausgabe das Bild des Editorials in Zusammenarbeit mit dem Tessiner Architekten Mischa Mauch. Als Meister der Typografie zeigt uns Demian einige Querverbindungen zwischen Architekturen, die einander in Gebäuden, auf Papier und auf dem Bildschirm begegnen. Grazie!

Wir präsentieren auch eine kurze Bestandsaufnahme von Kroatien mit einer Rubrik, die aus der Vergangenheit wieder aufersteht. In der Tat bot Architecture Formes Fonctions die Rubrik „Lettre de“ („Brief aus“ dem entsprechenden Land), mit einem ersten Brief aus Frankreich, der von der Journalistin und Architekturkritikerin Simone Gille-Delafon (1890-1984) verfasst wurde. In dieser Ausgabe erscheint der Brief aus Kroatien, geschrieben von PhD Dina Vulin Ileković an der Zagreber Architekturuniversität, die uns auch ihre jüngstes Bauwerk vorstellt.

In der Rubrik Europa zeigt uns die Arbeit des Büros caruso_mainardi architetti aus Mailand ein Projekt für preisgünstigen Wohnraum in dieser faszinierenden Metropole. Ein Text von Enrico Sassi über das neueste Buch von caruso_mainardi architetti bereichert den Beitrag über das Projekt.

Unsere Auswahl an Projekten quer durch die Schweiz rundet diese Ausgabe ab. Dieses Jahr begeben wir uns im Dezember für unser „Diario d’España“ nach Spanien, was uns dazu veranlasst, mit dem Büro Artec Studio zusammenzuarbeiten, ein herausragendes Büro für die Entwicklung hochwertiger Lichterlebnisse, die von der Planung architektonischer Beleuchtung, Tageslichtbeleuchtung und maßgeschneiderten Produkten bis hin zur Planung von Lichtkunstprodukten und -installationen reichen. Und welches unsere vier Titelseiten diese Jahr „beleuchtet“ – ¡Gracias!

Abschließend möchte ich mich bei denjenigen unter Ihnen entschuldigen, bei denen die Ausgabe AS 230 später als erwartet eingetroffen ist.

Frederic Krafft-Gloria

 

 

Die Illustration des Editorials in dieser Ausgabe von AS ist eine Arbeit, die die Beziehung zwischen unserer Schriftfamilie Automatico und der Schweizer Architektur untersucht. Das Konzept lehnt sich an einen Vergleich an, den ich in einem Artikel von Aldo Novarese in der Zeitschrift Pagina im Januar 1964 entdeckt hatte, in dem er eine Parallele zwischen dem architektonischen Ausdruck einer Fassade und dem eines typografischen Buchstabens zog, wie zum Beispiel eines Triumphbogens mit einer Serifenschrift des Typs Garamond. Ich wollte eine Parallele zwischen der Architektur als Infrastruktur und unserer typografischen Familie ziehen und lud den Tessiner Architekten Mischa Mauch dazu ein, die Querverbindungen zwischen Projekten unseres Kulturerbes und der Form der Familie Automatico zu erforschen und die ausgewählten Objekte anschließend in Vektorgrafik zu illustrieren.

Diese Recherche enthüllt Übereinstimmungen zwischen Fassaden und Formen und bedient sich dabei einer tiefergehenden Perspektive als Novarese, gleichzeitig konzentriert sie sich auf eine transmodernistische Ästhetik. Dieser Ansatz, der typisch für große Strukturprojekte ist, bei denen sich die architektonische Form oft aus der Funktion ableitet, ist bei der Gestaltung eines typografischen Systems entscheidend, da Lesbarkeit und Lesekomfort Vorrang vor dem Ausdruck haben.

„In der Tat dient eine Schriftfamilie naturgemäß als Infrastruktur für die Vermittlung von Wissen.“

Die untersuchten und ausgewählten Projekte offenbaren minimalistische und zugleich organische Gesten, wie die Kuppel des Sicli in Genf aus Stahlbeton von Heinz Isler oder die umgekehrte Kette von Robert Maillart im Grandfey-Viadukt. Bei der Gestaltung der Automatico haben wir versucht, eine zeitgenössische Kurve herauszuarbeiten, die sich von den Superellipsen der 1950er Jahre entfernt, aber gleichzeitig eine menschliche Note beibehält, die auch Frutiger teuer ist.

Der Buchstabe „V“ ist eine Hommage an Silvia Gmür. Als Tessiner waren wir von dieser Geste, die sowohl symbolisch als auch strukturell ist, besonders beeindruckt. Beim typografischen Design wird nichts dem Zufall überlassen: Jeder Buchstabe wird so gestaltet, dass er optimal wahrnehmbar und lesbar ist und somit seine innere Wirksamkeit maximiert.

Die Schriftfamilie ist in zwei optischen Größen erhältlich: Automatico Text, die für Lesemedien (Bücher, Monografien usw.) konzipiert ist und Proportionen und Abstände aufweist, die ein leichtes und ermüdungsfreies Lesen auch in kleinen Größen ermöglichen, und Automatico Display mit optimierten Proportionen und Formen für Beschilderungen und Schilder, bei denen die Höhe der Kleinbuchstaben erhöht wurde, um die ergonomische Lesbarkeit zu verbessern.

Vorerst bleibt diese Schriftfamilie fünf Jahre lang exklusiv für Projekte innerhalb des Automatico Studios nutzbar. So viel Zeit ist nötig, um sie einzusetzen, zu verfeinern und zu überarbeiten, bevor sie auf dem Markt angeboten wird.

Demian Conrad